Samstag, 26. Februar 2011

Matthias P. Gibert: Nervenflattern

Im beschaulichen Kassel steht die nächste Documenta auf dem Terminplan. Als eine türkische Putzfrau ein Treppenhaus hinabstürzt und dabei zu Tode kommt, glauben alle an einen Unfall. Einige Zeit später kommt ein homosexueller Sozialarbeiter auf mysteriöse Weise zu Tode. Die Ermittler denken zunächst an Selbstmord, zumal der Mann schon auf Depressionen behandelt wurde. Eher zufällig erkennt Kommissar Lenz, dass da etwas nicht stimmen kann. Er ordnet buchstäblich in letzter Sekunde eine Obduktion an, und das Ergebnis kommt einer Sensation nahe: er wurde mit einem Giftgaskampfstoff ermordet. Als Lenz schließlich den Zusammenhang mit der verstobenen Reinigungskraft erkennt, ist er alarmiert: Stecken womöglich rechtsradikale Terroristen hinter den Morden?

Matthias Gibert konstruiert hier einen äußerst verzwickten Kriminalfall, der bis zum letzten Kapitel spannend bleibt und entgegen jeder Krimigewohnheit nicht alle Fragen beantwortet die er im Laufe der Erzählung aufgeworfen hat. Dadurch werden die Ermittlungen noch realistischer, die Handlung noch glaubwürdiger.
Sein akribisches Detailwissen über Nervengas bezieht der Autor offensichtlich aus der Wikipedia. Keine Schande, aber eine Doktorarbeit sollte man so nicht schreiben, schon gar nicht ohne Quellenangabe ;-)

Montag, 7. Februar 2011

Reinhard Rohn: Mord unter dem Drachenfels

Der Operntenor Georg Arden wir Opfer eines brutalen Überfalls, bei dem ihm offenbar gezielt der Kehlkopf zertrümmert wird. Eine junge Frau versucht ihm zu helfen und wird prompt ebenfalls zum Opfer des Angreifers - er erschlägt sie kurzerhand. Durch den Verlust seiner Stimme der Existenz beraubt wird der Sänger depressiv und seine Beziehung zerbricht nicht zuletzt deshalb, weil er seine ehemalige Partnerin verdächtigt, ihre Finger im Spiel gehabt zu haben. Er flüchtet mit seinem kleinen Sohn Tom nach Königswinter, wo er die junge Klavierlehrerin Nora kennenlernt. Doch auch sie hat dunkle Geheimnisse. Ohne dass sie es zunächst ahnen, sind ihre Schicksale auf erschreckende Weise eng miteinander verwoben.

Ich sage es gleich vorneweg: Wer einen actiongeladenen und bis zum Platzen spannenden Krimi erwartet, der sollte sich lieber ein anderes Buch vornehmen. Vor allem ein weniger dickes. Der Autor lässt sich viel Zeit mit der Entwicklung der Charaktere. Auch Nebenfiguren werden psychologisch durchdacht aufgebaut, ihre Biographien sorgsam konstruiert. Diese Sorgfalt zahlt sich aus. Alle Handlungsfäden wirken glaubhaft und verständlich, alle Personen absolut glaubwürdig. Die Auflösung des Kriminalfalls wird schließlich mit Präzision angesteuert und dann wird es eben doch noch spannend bis zum Platzen und actiongeladen sowieso.

Lesen!