Donnerstag, 12. Juli 2012

Bruno Paulot: Ein gewagter Coup

Pierre Burgenstahler soll sich eigentlich von einer Schussverletzung erholen. Liebevoll kümmert sich seine Frau Maria, selbst ehemalige Polizistin und in seinen Fällen immer eine große Hilfe, um ihn. Doch der Polizeipräsident kann nicht auf seinen Hauptkommissar verzichten. Auf einen Architekten wurde ein Mordanschlag verübt, der so geschickt als Suizid getarnt war, dass sich darauf nur eine Schlussfolgerung ableiten lässt: Hier waren Profis am Werk. Bald erkennt das Ermittlerteam um was es geht: Millionenbeträge wurden unterschlagen und die organisierte Kriminalität hat offensichtlich auch ihre Finger im Spiel. Ein komplizierter Fall! Einmal mehr wird mir klar, wie beschämend schlecht unsere Polizisten für ihre gefährliche Arbeit bezahlt werden.

Sprachlich ausgefeilt und psychologisch einfühlsam erzählt Herr Paulot eine spannende Kriminalgeschichte, die Lust auf die Pfalz macht. Deshalb zieht es mich jetzt auch nach draußen: Ein Ausflug an die nördliche Weinstraße wäre ein gelungener Abschluss dieses tollen Romans.

Lesen!

Mittwoch, 4. Juli 2012

Markus Orths: Lehrerzimmer

Studienassessor Kranich, Englisch, Deutsch, meldet sich zum Dienst. Gleich am ersten Tag wird er von seinem neuen Schulleiter kräftig in die Zange genommen. Oberstudiendirektor Höllinger fordert Residenzpflicht ein und wundert sich, dass Kranich dieser nicht schon von selbst nachgekommen ist. Schließlich wisse er doch schon seit zwei Wochen von seiner Anstellung in Göppingen. Außerdem bemäkelt er Kranichs Gesprächsführung im Unterricht (er hat sich eine Videoaufzeichnung einer seiner Lehrproben angesehen und analysiert) sowie seine Vornoten. Auch seine mangelnde Bereitschaft, im ersten Berufsjahr eine Klassenleitung zu übernehmen kommt zur Sprache.
Man ahnt schon, wie es weitergeht, aber es kommt alles noch viel schlimmer: Die kommenden Tage entwickeln sich für den Junglehrer zu einer Achterbahnfahrt bei der es immer nur steil bergab geht. Das Kollegium entpuppt sich als Panoptikum von gescheiterten Existenzen, die Schule als ausgeklügelte Bespitzelungsmaschinerie, und immer wenn man denkt "Noch schlimmer kann's aber jetzt nicht werden!" setzt Orths noch einen drauf.

Markus Orths hat selbst als Lehrer gearbeitet, bevor er sich ganz der Schriftstellerei verschrieb. Er weiß also, wovon er schreibt. Und so lernt man in diesem brillanten satirischen Roman den Lehrerberuf einmal aus einer anderen als der ewig gleichen Feuerzangenbowlen-Sichtweise eines ehemaligen Schülers kennen. Hier schreibt ein Insider, der alle Aspekte unseres Berufes aus eigener Anschauung kennt. Methodenfeuerwerke übereifriger Referendare, Raumpiraterie und Schlüsselklau habe ich schon öfter erlebt, als man sich als Außenstehender vorstellen kann. Auch pingelige Lehrbuchbewacher, bürokratisches Verwaltungspersonal oder kafkaeske Besuche durch die Schulaufsichtsbehörde kennt jeder meiner Kollegen. Zwar ist dies hier alles ziemlich überspitzt dargestellt und zeitlich stark verdichtet, aber im Prinzip gibt es solche Typen und Situationen durchaus. Gottseidank nicht so geballt, wie an dem im Roman dargestellten Gymnasium.

Ein zum Brüllen komisches Buch, das zu lesen ich uneingeschränkt empfehle. Auch meinen Kolleginnen und Kollegen! Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir, meine Damen und Herren: Ich habe es inzwischen zum dritten Mal in mich hineingefressen.

Montag, 2. Juli 2012

Rudolf Jagusch: Eifelheiler

In einer kleinen Eifelgemeinde wird eine ältere Frau in ihrem Haus auf bestialische Weise mit einem Messer niedergemetzelt. Fast das ganze Haus ist besudelt mit den Spuren des Verbrechens, der Mörder muss buchstäblich im Blut des Opfers gewatet haben. So mordet nur, wer großen Hass verspürt! Trotzdem galt die Ermordete als beliebt und geachtet, alle sagen nur Gutes über sie. Sie war eine Heilerin, die Menschen gesundbeten konnte. Doch irgendwann merken die Ermittler Horst Fischbach und Jan Welscher, dass da etwas faul ist in der Eifel. Und das stinkt gewaltig!

Auch im zweiten Teil der Eifelkrimi-Reihe von Herrn Jagusch muss ein kniffliger und spannender Kriminalfall gelöst werden, der durch geschickt eingestreute Hinweise zum Knobeln verführt. Man fühlt sich fast als Teil des Ermittlerteams. Auch in diesem Krimi gibt es wieder komödiantische Anteile. Gerade oft genug, um die Spannung zwischendurch einmal aufzulockern. Aber nicht so viele, dass die Ermittler dadurch zu drittklassigen Laurel-und-Hardy-Parodien degradiert würden. Die Protagonisten behalten trotz allem Slapstick ihre Würde und ihre Glaubwürdigkeit.

Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es einen weiteren roten Faden, den man sonst in einer Serie nicht findet: Die beiden Ermittler werden ganz behutsam weiter entwickelt und bekommen erst nach und nach Konturen. In jedem Buch dieser Reihe kommt man den Charakteren etwas näher, freundet sich mit ihnen an. Doch lernt man sie, und so ist es im richtigen Leben ja auch, niemals ganz kennen, es bleiben immer noch Geheimnisse. Und darum möchte ich sofort den nächsten Band der Reihe lesen. Und zwar sofort!

Meine Empfehlung: Daumen hoch und alle verfügbaren Sterne! Lesen! Und zwar erst den ersten, dann den zweiten Teil!