Dienstag, 6. August 2013

Andreas Izquierdo: Saumord

Jupp Schmitz, Reporter beim Dörresheimer Wochenblatt, hat all seine journalistischen Träume begraben. Er wird niemals die Reichen und Schönen dieser Welt interviewen, nicht als Auslandkorrespondent über einen Krisenherd berichten, sondern Artikel über den Kaninchenzüchterverein oder das Schützenfest seines Heimatdorfes in der Eifel schreiben. Dass sein cholerischer Chef ihn lieber heute als morgen los werden möchte, ist dabei eine seiner kleineren Sorgen. Als er zu einem kleinen Bauernhof gerufen wird, weil man dort eine vielversprechende Zuchtsau aufgeschlitzt hat, um ihr das Herz zu entfernen, glaubt er zunächst nicht an eine wirklich interessante Story. Bald darauf begeht auf einem anderen Hof eine preisgekrönte Milchkuh auf spektakuläre Weise Selbstmord, und ihm wird klar, dass es in Dörresheim vielleicht doch für einen Journalisten etwas interessantes zu tun gibt. Er wittert eine Story, und wird schließlich so tief mit in diese Geschichte herein gezogen, dass er selbst unter Mordverdacht gerät. Aus dem Jäger wird ein Gejagter.

Andreas Izquierdo legt einen spannenden und intelligent geschriebenen Kriminalroman vor. Er geizt nicht mit Hinweisen, die den aufmerksamen Leser zum Mitraten anregen, doch allzu schnell kommt man dem Täter nicht auf die Schliche. Geradezu hinreißend sind die eingestreuten Dialektsequenzen.

Ein tolles Buch! Lesen!

Donnerstag, 1. August 2013

Bernd Franzinger: Familiengrab

Auf das Haus des steinreichen Parkettfabrikanten Denzer wird ein als Felssturz getarnter Anschlag verübt. Bei dem spektakulären Attentat kommen seine Frau und seine beiden Schwiegertöchter ums Leben. Darüber scheint er nicht unglücklich zu sein. Handelt es sich etwa um einen Geschickt eingefädelten Versicherungsbetrug, bei dem sich der Fabrikbesitzer gleichzeitig der ungeliebten Verwandtschaft entledigen wollte? Dieses zunächst plausibel erscheinende Szenario muss jedoch aufgrund genauerer Ermittlungen bald verworfen werden. Tannenberg tappt zunächst im Dunkeln. Dass der unsympathische Fabrikant in keinster Weise kooperiert macht die Ermittlungen nicht einfacher. Es ist ausgerechnet der Vater des Kommissars, der mit seinen akribisch durchgeführten Modellversuchen entscheidende Hinweise liefert. Man sieht sich alte Akten noch einmal an und findet schließlich eine Spur.

Auch dieser inzwischen elfte Roman aus der Tannenberg-Serie besticht durch ein psychologisch durchdachtes Täterprofil. Die Ermittlungen sind spannend und regen zum Mitraten an. Aber Tannenberg ist ist immer auch ein Wenig "Lindenstraße". Wer Tannenberg liest, liest immer auch Familiengeschichten und Tratsch aus der Kaffeebude. Das muss man nicht mögen, man kann aber. Und letzten Endes sind Polizisten ja auch nur Menschen, und das kann man in einem Krimi ja durchaus auch einmal thematisieren.

Ein schönes Buch! Lesen!