Mittwoch, 27. August 2014

Jürgen Mathäß: Kastanienbusch

Es ist kurz vor einem großen Fest an der Weinstraße, dem "Birkweiler Weinfrühling". Die Zelte für das Verköstigen der Gäste mit kulinarischen und flüssigen Spezialitäten sind schon aufgebaut, die südliche Weinstraße ist bereit für den Ansturm der Gäste. Kurz nach Sonnenaufgang wird von einem der Helfer in einem Wingert der Lage Kastanienbusch ein ermordeter junger Mann aufgefunden. Komissar Jan Badenhop, erst vor weniger als einem Jahr an die Weinstraße versetzt, ermittelt nun schon in seinen zweiten Fall im Winzermilieu. Ein Wenig fremd ist ihm diese Welt immer noch, aber er hat sich inzwischen gut eingelebt.

Die Ermittlungen decken nicht nur Details in einem immer rätselhafter werdenden Mordfall auf, sie beleuchten auch halblegale bis illegale Machenschaften eines Winzers der seine Cuvés aus zugekauften spanischen Weinen als sortenreinen Riesling vermarkten will. Der Fall wird immer kniffliger.

Herr Mathäs versteht es, so viel Insiderwissen und Lokalkolorit in einen spannenden Kriminalroman einzuflechten, dass sich das Lesevergnügen glatt verdoppelt. Seine Beschreibungen von gastronomischen Highlights an der Weinstraße sind so einladend und präzise, dass ich seine beiden Romane nicht zuletzt auch als kulinarischen Führer durch meine Wahlheimat interpretiere und auch nutze. Auch vor meiner nächsten Visite in Barcelona werde dieses Buch sicher noch einmal durchblättern und mir dabei Notizen machen. Sehr zu empfehlen, fünf goldene Kochmützen und alle verfügbaren Daumen nach oben.
Lesen, und zwar zackig!

Sonntag, 17. August 2014

Bernd Franzinger: Schultheater

Irene Graupeter, Lehrerin in Kaiserlautern, wird besonders grausam ermordet: Am Ende des Schuljahres in eine Toilettenkabine ohne Wasser eingesperrt, muss sie qualvoll verdursten. Sie wird erst am Ende der Ferien entdeckt. Tannenberg grenzt den Kreis der Verdächtigen ein auf eine Gruppe von etwa gleich alten Personen aus dem Umfeld der Ermordeten, die sich alle schon sehr lange kennen. Doch zunächst erkennt er nicht, welches der gemeinsame Nenner ist, der diese Personen wirklich verbindet.

Tannenberg hatte in vielen seiner früheren Fälle wahnsinnige Serientäter zu entlarven. Eine Weile trägt das eine Krimiserie, aber nicht ewig. Irgendwann wird auch der Umgang mit irren Mördern langweilig. Deshalb freut es mich, das es in diesem Roman um einen vergleichsweise "normalen" Mordfall geht  - sofern man bei Mord überhaupt von "normal" sprechen kann. Über die Unkenntnis des Autoren, an welche gesetzlichen Rahmenbedingungen sich ein Vertretungsplaner zu halten hat, kann ich als Fachmann lächelnd hinwegsehen, zumal der Autor in seine Handlung ein paar durchaus klare Worte zur Entwicklung des Rheinland-Pfälzischen Bildungssystems einfließen lässt.

Ein unterhaltsames und gut geschriebenes Buch. Lesen!

Samstag, 2. August 2014

Derek Meister: Rungholts Sünde

Im Lübeck des ausgehenden 14 Jahrhunderts werden Leichen gefunden.  Offensichtlich hat man den Opfern bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten und nach dem Exitus durch Steine ersetzt. Rungholt wird bald zu Hilfe gerufen und ermittelt in einem Sumpf aus Flagellanten, Bußgürtelträgern und Aberglauben. Auch dem Ermittler selbst soll es schließlich an den Kragen gehen. Zwischendurch gewährt uns der Autor durch Rückblenden immer tiefere Einblicke in Rungholts düstere Vergangenheit. Auch der ist kein unbeschriebenes Blatt und hat an seinen Sünden schwer zu tragen.

Spannend und interessant - so wie es ein ordentlicher historischer Krimi sein soll! Unbedingt lesen!