Samstag, 24. Dezember 2016

Marc Elsberg: Zero

Journalistin Cynthia Bonsants Tochter benutzt eine Online-Ratgeber, der ihrem Leben eine neue Wendung gibt. Dieser sammelt alle Daten des Teenagers, derer er habhaft werden kann: Aufenthaltsorte, Herzschlag, Gewohnheiten und Bewegungsprofil. Auch ihre Äußerungen auf sozialen Netzwerken werden von dem cleveren System gesammelt und ausgewertet. Es macht darauf aufbauend Vorschläge für ein gesunderes und erfolgreicheres Leben. Der Teenager verbessert sich in der Schule, ändert seine Kleidervorlieben und sucht sich neue Freunde. Cynthia registriert sich ebenfalls, da aus beruflichen Gründen über diesen Ratgeber recherchieren soll. Nach und nach versteht sie, wie das System funktioniert und ist immer wieder überrascht, über welche Datenvielfalt es verfügt. Irgendwann macht sie eine schreckliche Entdeckung und gerät sehr bald in große Gefahr.

Nach „Blackout“ ist dies der zweite Elsberg-Roman, der mir in die Finger kommt. Er ist brillant recherchiert, ganz hart an der schon existierenden Realität und gerade deshalb so erschreckend. Versuchen Sie einmal, herauszubekommen, was Google, Apple oder Microsoft bereits jetzt über Sie wissen. Sie werden erstaunt sein, wie wenig sich Elsberg mit seinem Zukunftsszenario von der aktuellen Situation entfernen musste um für seine spannende Geschichte eine Welt zu konstruieren, die dem Überwachungsstaat in Orwells 1984 in nichts nachsteht.

Ein spannendes und gleichzeitig sehr wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Montag, 19. Dezember 2016

Sebastian Fitzek: Das Paket

Emma ist eine angesehene Psychologin. Doch was die wenigsten wissen: Letzten Endes hat sie dieses Fach auch in eigener Sache studiert: Von ihrem Vater brüsk zurückgewiesen hat sie sich schon als kleines Mädchen eine Welt von furchteinflößenden Wahnvorstellungen geflüchtet. So ist es für sie nicht ganz einfach, der Polizei glaubhaft zu machen, dass sie in ihrem Hotelzimmer nach einem Kongress brutal überfallen und vergewaltigt wurde. der Hotelrezeption ist ihr Name unbekannt, die von ihr angegebene Zimmernummer existiert nicht und die einzige Zeugin, die bestätigen könnte, dass sie sich wirklich in dem Hotel aufgehalten hat ist nicht aufzutreiben. Nach und nach driftet sie ab in eine Welt der Depressionen und Paranoia. Sie schließt sich im Haus ein und schottet sich völlig ab. Eines Tages klingelt der Postbote, und bittet sie, ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen: Eine Horrorvorstellung! Doch das ist erst der Anfang.

Sebastian Fatzkes Geschichten sind überaus spannend. Geschickt legt der Autor jede Menge falsche Spuren, ohne die einzig richtige zu verbergen. Der Horror der Protagonistin wird  auf beklemmende Art greifbar und in diese Welt der Angst taucht man ganz tief ein.

Ein tolles Buch! Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Montag, 5. Dezember 2016

Simon Beckett: Totenfang

Dr. David Hunter, der forensische Anthropologe im Dienste der Polizei, wird zur Bergung einer Wasserleiche gerufen, die von den Gezeiten an die Ufer der englischen Ostküste gespült wurde. Die fortgeschrittene Verwesung der Leiche macht eine Identifizierung scheinbar unmöglich, aber die Kleidung gibt deutliche Hinweise. Hunter beschließt, sich nach einer Autopanne in den Backwaters, dem ostenglischen Wattenmeer, eine vorübergehende Bleibe zu suchen. Er landet ausgerechnet bei einer Familie, die selber in den Mord verstrickt ist. Und so wird er immer tiefer hineingezogen in den Fall, den er eigentlich aufklären wollte.

Simon Beckett schreibt wie gewohnt so spannend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die atmosphärisch dichte Beschreibung der Landschaft nimmt einen ebenso gefangen wie die Handlung. Ich konnte beim Lesen Google-Earth auf dem Telefon kaum noch ausschalten, konnte nicht aufhören, mir Luftbilder und Wikipedia-Artikel der Backwaters in den Kopf zu knallen. Wenn man das so macht, ist das "Stereo Lesen" vom Allerfeinsten.

Großartiger Stoff!

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!